Erzwungene Browser-Auswahl: Firefox zählt verdoppelte iPhone-Nutzerschaft

Seit einem Jahr fordert iOS in der EU dazu auf, einen Standard-Browser festzulegen, falls iPhone-Nutzer dafür bislang Apples Safari verwenden. Freiwillig hat der Konzern das nicht in seine Betriebssysteme integriert, sondern als Reaktion auf neue Vorgaben des Digital Markets Acts. Ein solcher Browser-Choice-Screen entfaltet tatsächlich seine Wirkung, teilte Mozilla nun: Seit Apples erster Einblendung eines Browser-Auswahldialogs im März 2024 habe sich die Zahl der täglich aktiven Nutzerschaft der iOS-Version von Firefox in Deutschland nahezu verdoppelt. In Frankreich habe es sogar ein Wachstum von 111 Prozent gegeben.

Die Aussagekraft von prozentualen Wachstumsangaben bleibt begrenzt, konkrete Zahlen zu den nun täglich aktiven Firefox-Nutzern nannte Mozilla nicht. Dass Dritt-Browser durch den von iOS angezeigten Browser-Choice-Screen aber einen massiven Download-Schub erhalten, ließ sich in den vergangenen Monaten immer wieder in den App-Store-Charts beobachten. Firefox und Google Chrome fanden sich zwischenzeitlich in Deutschland immer wieder unter den meistgeladenen Apps.

Der Digital Markets Act zwingt Apple, einen Choice-Screen für Standard-Browser in iOS zu integrieren.

Ausgelöst scheint die Download-Schwemme durch größere Punkt-Updates für iOS wie zuletzt Version 18.3. Viele Nutzer bekommen dann den Browser-Auswahldialog zu sehen und laden daraufhin offensichtlich einen der aufgeführten, bekannten Browser herunter. Chrome ist praktisch durchgehend in den Top 10 von Apples App Store vertreten, offensichtlich auch unabhängig von der Einblendung des Auswahldialogs.

Der Digital Markets Act könne noch nicht sein ganzes Potenzial entfalten, weil die Gatekeeper sich nur widerwillig an die neuen Regeln halten, erläuterte Mozilla. Es zeige aber trotzdem, dass solche “gezielte Regulierung dabei helfen kann, manche Wettbewerbsbarrieren bei Browsern in Angriff zu nehmen”. Mit iOS 18.2 musste Apple – offenbar auf Druck der EU – bei den Browser-Auswahldialogen nochmals deutlich nachbessern. Seitdem verdrängt der neu gewählte Standard-Browser dann direkt Safari aus der prominenten Position im iPhone-Dock.

Eine richtige Auswahl zwischen vollwertigen Browsern gibt es für iOS und iPadOS weiterhin nicht: Alle Browser setzen im Unterbau auf Apples WebKit. Der Digital Markets Act hat Apple auch dazu gezwungen, andere Browser-Engines zuzulassen. Weder Google noch Mozilla haben das bisher aber umgesetzt – nicht zuletzt, weil es auch hier erhebliche Apple-Hürden gab.


(lbe)

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