Alvarez’ Elfmeter gegen Real: Das sagen die Regeln


Diego Simeone fand es ungeheuerlich, Thibaut Courtois folgerichtig: Julian Alvarez’ Elfmeter gegen Real Madrid erhitzte die Gemüter. So sehen die Regeln raus.

Ein Elfmeter in aller Munde: Julian Alvarez.


Ein Elfmeter in aller Munde: Julian Alvarez.

IMAGO/Alex Perez


In Spanien sind sich nicht einmal die Experten einig. Während der ehemalige Top-Referee Marco Antonio Rodriguez, bei drei Weltmeisterschaften an der Pfeife, den Doppelkontakt von Atletico-Stürmer Julian Alvarez beim Elfmeterschießen gegen Real Madrid am Mittwochabend als “absolut klar” ansah, äußerte der langjährige FIFA-Referee und heutige TV-Experte Mateu Lahoz im spanischen Fernsehen Zweifel, ob der argentinische Angreifer den Ball tatsächlich zweimal gespielt hatte.


Dass die Protagonisten der beiden Mannschaften verschiedener Ansicht waren, versteht sich da fast von selbst. Atletico-Coach Diego Simeone jedenfalls gab zu Bedenken, dass “der Ball sich nicht bewegt” habe. Doch ist das überhaupt relevant? Aus regeltechnischer Sicht lautet die Antwort: Jein.


In den für alle FIFA-Wettbewerbe maßgeblichen IFAB-Spielregen für die Saison 2024/25 heißt es unter Regel 10.3 “Elfmeterschießen” klar: “Der Elfmeterschütze darf den Ball kein zweites Mal spielen.” Ob sich der Ball durch den zweiten Kontakt bewegt, ist also laut Regeln unerheblich, sondern nur das Spielen des Balls. Allerdings kann die Bewegung des Balles ein Indiz für den Schiedsrichter sein, ob der Schütze den Ball tatsächlich zweimal gespielt hat.


Im Fall Alvarez geht es dabei um Millimeter. Ein klarer Doppelkontakt ist auf den ersten Blick zwar nicht feststellbar, die Zeitlupen deuten aber zumindest stark daraufhin, dass der argentinische Stürmer den Ball sowohl mit dem rechten, als auch mit dem linken Fuß berührt. Damit liegt laut Regularien ein Vergehen des Schützen vor.


In Regel 10.3 heißt es dazu weiter: “Begeht der Elfmeterschütze ein Vergehen, nachdem der Schiedsrichter den Ball zum Elfmeter freigegeben hat, wird dieser Elfmeter als verschossen gewertet und der Elfmeterschütze verwarnt.” Eine Wiederholung des Elfmeters ist also nicht vorgesehen.


Interessant in diesem Zusammenhang auch die folgende Passage: “Begehen der Torhüter und der Elfmeterschütze gleichzeitig ein Vergehen, wird der Elfmeter als verschossen gewertet und der Elfmeterschütze verwarnt.” Heißt: Hätte Real-Keeper Thibaut Courtois seine Torlinie bei Alvarez’ Schuss regelwidrig verlassen, hätte der Treffer aufgrund des Doppelkontakts trotzdem nicht gezählt.


Die Regel wird im Übrigen nicht nur im Elfmeterschießen angewendet, sondern gilt auch im laufenden Spiel. Hier heißt es unter Regel 14.1 zur Ausführung von Strafstößen: Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Der Schütze darf den Ball erst wieder spielen, nachdem dieser von einem anderen Spieler berührt wurde.


In Deutschland war das beispielsweise in der vergangenen Zweitliga-Saison beim damaligen Nürnberger Can Uzun der Fall gewesen, der den Ball beim 0:2 gegen Paderborn doppelt berührt hatte. In der Bundesliga unterlief das Missgeschick im April 2022 Leverkusens Moussa Diaby beim 0:0 gegen den VfL Bochum. Kurz davor hatte ein Doppelkontakt von Kölns Florian Kainz im DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV auch ein Elfmeterschießen entschieden.

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