Belästigungsvorwürfe: Grünen-Bundestagsabgeordneter Stefan Gelbhaar hält an Kandidatur fest

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar will sich ungeachtet des Drucks aus den eigenen Reihen erneut als Direktkandidat in Berlin-Pankow aufstellen lassen. Ein Sprecher des Kreisverbands bestätigte, dass Gelbhaar, gegen den es Vorwürfe sexueller Belästigung gibt, mitgeteilt habe, erneut kandidieren zu wollen. Zuvor hatte der Spiegel berichtet.
Dem Magazin zufolge heißt es in einem Schreiben seiner Anwälte, das dem Spiegel in einem Auszug vorliegt, dass Gelbhaar “dem Kreisvorstand seine erneute Kandidatur für den 8.1.2025 fristgemäß angekündigt” habe. Auf Nachfrage habe Gelbhaar per SMS bestätigt: “Ich kandidiere.”
Medienberichten zufolge
sollen mehrere Frauen Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den
48-Jährigen erhoben haben, zum Teil unter eidesstattlicher Versicherung. Die Partei hatte bestätigt, dass “diese
Woche” Beschwerden gegen Gelbhaar bei der Ombudsstelle der
Bundesgeschäftsstelle eingegangen seien. Zur Art der Beschwerden äußerte
sie sich nicht.
Grünenpolitiker sieht sich als Opfer einer Kampagne
Gelbhaar selbst weist die Vorwürfe zurück. Er hatte an Silvester auf seiner Website ausführlich
Stellung bezogen. “Die Vorwürfe sind gelogen”, schrieb er. Bei dem
Vorgang müsse es sich “um eine in Teilen geplante Aktion” handeln mit
dem Ziel, ihn massiv zu diskreditieren.
Der Vorstand seines Kreisverbands hatte Gelbhaar jedoch aufgefordert, auf eine Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten, und gewarnt, ein Wahlkampf mit ihm sei unter den aktuellen Vorzeichen mit großen Risiken verbunden. “Diese Bewertung haben wir Stefan Gelbhaar mitgeteilt und ihn daher aufgefordert, von einer Direktkandidatur bei der Bundestagswahl 2025 abzusehen.”
Der Kreisverband will bei einer erneuten Wahlversammlung am kommenden Mittwoch über die Direktkandidatur abstimmen. Bei einer früheren Wahlversammlung Mitte November war Gelbhaar bereits mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten für Pankow gewählt worden. Er ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter, hatte aber Mitte Dezember wegen der Vorwürfe kurzfristig seine Kandidatur für einen Platz auf der Landesliste zurückgezogen.