Handelskrieg: China will weitere Exportbeschränkungen für Batterien einführen

Der Handelskrieg um strategische Rohstoffe zwischen China und den USA wird erneut eine Stufe härter. Das chinesische Handelsministerium hat Exportbeschränkungen für bestimmte Technologien angekündigt, die für die Produktion von Batteriekomponenten und zur Verarbeitung kritischer Mineralien wie Lithium und Gallium verwendet werden. Auch Verfahren für das Gewinnen der beiden Rohstoffe, die etwa bei der Halbleiterfertigung eine wichtige Rolle spielen, sollen davon betroffen sein. Die vorgesehenen Technologien umfassen laut dem Katalog etwa solche zur Herstellung von Batterien mit Lithiumeisenphosphat (LFP) sowie phosphatbasierte Kathodenmaterialien. Letztere spielen eine entscheidende Rolle für die Leistung von Lithium-Ionen-Batterien, die häufig in Elektrofahrzeugen verwendet werden.

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Bei LFP handelt es sich um ein weiteres Kathodenmaterial, das zur Produktion von Lithium-Eisenphosphat-Akkus eingesetzt wird. Diese sind für Kosteneffizienz, geringere Sicherheitsrisiken, längere Lebensdauer und robuste thermische und chemische Stabilität bekannt. Zu beachten ist, dass eine Überladung oft direkt die Struktur des Akkus schädigt und daher eine Überwachungselektronik nötig ist. LFP wird häufig in Energiespeichergeräten und Batterien für E-Autos, Balkonkraftwerke und Wohnmobile genutzt. Der Boom bei letzteren hat die Preise für solche Akkus nach unten getrieben.

Batterien mit LFP-Kathoden werden bislang fast nur in China produziert. In den vergangenen zwei Jahren haben mehrere große internationale Autobauer wie Volkswagen, Stellantis, General Motors, Hyundai und Kia begonnen, LFP-Batterien in einigen ihrer Elektroautomodellen zu verwenden. In der Regel erfolgt dies laut der South China Morning Post in Partnerschaft mit chinesischen E-Mobilitätsgrößen wie CATL und BYD.

Besonders eine vorgesehene Klausel hat es in sich: Sie würde es auch Unternehmen in Drittstaaten untersagen, die Metalle nach dem Erwerb aus China an US-Firmen weiterzuverkaufen. Peking droht bei Zuwiderhandlungen mit rechtlichen Konsequenzen. Damit zwingt die chinesische Regierung Abnehmer weltweit, sich zwischen dem US-Markt und dem Reich der Mitte als Zulieferer zu entscheiden. Bisher war Peking bei solchen Verboten für Drittländer zurückhaltend. Die Maßnahme könnte globale Lieferketten noch stärker unter Druck setzen.

“Dieser Schritt markiert eine bedeutende Eskalation des anhaltenden Technologiekriegs zwischen den USA und China”, erklärte Jens Eskelund, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, laut dem Newsletter-Dienst Table Media. Europäische Unternehmen seien zunehmend besorgt, dabei ins Kreuzfeuer zu geraten.

Laut Prognosen der Marktforschungsfirma Mineral Intelligence wird China im Jahr 2030 über die höchste Produktionskapazität für Lithium-Ionen-Batterien verfügen, die dann 67 Prozent der weltweiten Fertigungsfähigkeiten ausmachen würde. Die USA sehen die Auguren auf dem zweiten Platz, allerdings mit nur 14 Prozent des weltweiten Anteils oder einem Fünftel des Anteils Chinas.

Das Handelsministerium hat noch nicht bekannt gegeben, ab wann die verschärften Bedingungen in Kraft treten sollen. Interessierte können zu dem Vorhaben zunächst bis zum 1. Februar im Rahmen einer öffentlichen Konsultation Stellung nehmen.

Erst Anfang Dezember verbot China den Export wichtiger Rohstoffe und Güter mit zivilem und militärischem Zweck (“Dual Use”) in die USA. Von dieser Maßnahme betroffen sind Gallium, Germanium und das Halbmetall Antimon. Die Rohstoffe sind wichtig für die Rüstungsindustrie und Chip-Hersteller. Auch die weltweiten Kontrollen für Graphitexporte sollen noch einmal verschärft werden.

Die beiden jüngsten Schritte gelten als Reaktion auf weitere Chip-Sanktionen der USA. Die neuen Maßnahmen verbieten den Export von Schlüsseltechnologien wie Hochleistungsspeichern und Halbleiter-Werkzeugen, die von US-Unternehmen oder unter Nutzung amerikanischer Technologien hergestellt werden. Zudem setzte die US-Regierung 140 weitere chinesische Firmen auf eine schwarze Liste, die den Zugang zu US-Technologien in diesem Bereich nahezu unmöglich macht. Auch hierzu folgt nun ein chinesischer Konter: Peking untersagte am Donnerstag den Export von Dual-Use-Produkten an 28 US-Rüstungskonzerne. Dazu gehören General Dynamics, Boeing Defence, Space & Security, Lockheed Martin und Raytheon Missiles & Defence.

Peking machte die Ankündigungen kurz vor der zweiten Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar. Der designierte US-Präsident will hohe Zölle und verschiedene Handelsbeschränkungen gegenüber Ländern wie China und Blöcken wie der EU verhängen. Laut Siyamend Ingo Al Barazi von der Deutschen Rohstoffagentur (Dera) haben die USA gewisse Abhängigkeiten von China frühzeitig erkannt und Maßnahmen zur Diversifizierung eingeleitet. Dafür stehe etwa der Germanium-Weiterverarbeiter Umicore. China sei aber nach wie vor der mit Abstand wichtigste Produzent auch für Gallium und Antimon. Das Reich der Mitte habe großes Interesse daran, die Abhängigkeit anderer Länder aufrechtzuerhalten, um den Verkauf zu kontrollieren. Problem bei Produktionskapazitäten in Europa seien Niedrigpreisphasen, in denen der Markt geflutet werde.


(nen)

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