IT-Ausfall an deutschen Flughäfen – Entwarnung nach Stunden

Geduldsprobe für viele Passagiere an den deutschen Flughäfen: Ein Technikausfall hat am Freitagnachmittag über mehrere Stunden an den großen Airports bundesweit die automatischen Grenzkontroll-Systeme lahmgelegt. Die Folge waren teils längere Wartezeiten und Schlangen an den Passkontrollen.

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Am Abend entspannte sich die Lage nach den stundenlangen IT-Problemen bei den Einreisekontrollen durch die Bundespolizei. Gegen 18 Uhr gaben die ersten Flughäfen, darunter der größte deutsche Flughafen in Frankfurt sowie der Hauptstadtflughafen BER und der Airport Düsseldorf, Entwarnung. Dort liefen die Systeme und Kontrollen wieder ohne Probleme.

Betroffen waren vor allem Einreisen aus Nicht-Schengen-Staaten sowie Ausreisen in solche Länder. Ein Sprecher der Bundespolizei St. Augustin sagte, die Polizei müsse die Passkontrollen händisch durchführen. Die Polizeikräfte seien für die Kontrollen verstärkt worden. Es komme “vermehrt zu Wartezeiten und zum Rückstau”. Betroffen seien alle großen Flughäfen.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums und der Bundespolizei gab es technische Störungen an Informationssystemen, “die das Bundeskriminalamt (BKA) für den polizeilichen Informationsverbund” betreibe. Davon betroffen seien auch die Einreisekontrollen durch die Bundespolizei.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Jochen Kopelke betonte im Gespräch mit heise online, dass die Ursache vor allem in den Rechenzentren liege. “Es handelt sich nicht gerade um die modernsten Rechenzentren, die es so gibt”, sagte er. Für deren Modernisierung sei in den vergangenen Jahren nicht das nötige Geld investiert worden und man sei an das Thema auch nicht strukturiert herangegangen. “Stattdessen fahren wir den Betrieb sehr stark hoch, speisen zudem sehr viele Daten ein und vernetzen die Rechenzentren immer mehr”, erklärte er. Dieser Trend mache jetzt Probleme.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Heiko Teggatz nannte die IT-Störung gegenüber der BILD-Zeitung ein “Chaos mit Ansage”. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis genau so etwas passiert. “Das ist mittlerweile eine Gefahr für das gesamte europäische Schengen-System”, warnte er. Er übte scharfe Kritik an Bundesinnenministerium Nancy Faeser für die ausbleibende Modernisierung der betroffenen IT.

In Düsseldorf kam es zu Beeinträchtigungen bei Flügen in und aus dem Nicht-Schengen-Bereich wie Türkei, Ägypten oder Katar. Auch an Check-In-Schaltern bildeten sich lange Warteschlangen. Die Passagiere wurden mit Wasser versorgt. Anders war die Lage bei Flügen aus oder in Schengen-Staaten. Da dort nur stichprobenartig Kontrollen durchgeführt werden, gab es kaum Probleme.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt waren die Auswirkungen bis zum Freitagnachmittag gering. “Operativ” gebe es kaum Probleme, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport, der Betrieb laufe “regulär”. Nur kurzzeitig kam es zu längeren Wartezeiten. Die Störung hatte an den Flughäfen bundesweit gegen 14 Uhr begonnen und dauerte bis zum frühen Abend.

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Auch der Münchner Flughafen war laut einem Sprecher zumindest zwischenzeitlich von der Störung betroffen. Auswirkungen auf den Flugplan habe es zunächst aber nicht gegeben.

Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden in Baden-Württemberg mussten laut Bundespolizei Offenburg 450 Passagiere im Terminal warten. Zwei Maschinen konnten demnach wegen der Störung nicht abgefertigt werden. Sie sollten nach Marokko und nach Albanien abheben.

In Hamburg konkretisierte die Bundespolizei, das Fahndungs- und Auskunftssystem der Polizei sei ausgefallen, sodass es bei den Grenzkontrollen am Flughafen zu Verzögerungen kam. Dort seien Anfragen über ein anderes, langsameres System erfolgt, deshalb dauere die Abfertigung etwas länger. Er betonte jedoch, es herrsche kein Chaos. Ausdrücklich nicht betroffen seien die Sicherheitsschleusen.

Probleme gab es unter anderem auch an den Flughäfen Hannover und Hamburg. Laut Bundespolizei waren die sächsischen Flughäfen in Leipzig und Dresden dagegen nicht betroffen.


(nen)

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