Kanada als großer Gold-Favorit, Titelverteidiger nur Außenseiter

Mit Tschechien als Titelverteidiger startet die Eishockey-WM 2025 in Schweden und Dänemark am Freitag. Selten in den vergangenen Jahren gab es dabei einen derart klaren Favoriten auf die Goldmedaille.

Wer folgt 2025 auf Eishockey-Weltmeister Tschechien? Für Gold in Schweden und Dänemark gibt es einen klaren Favoriten.
IMAGO/Branislav Racko
Erneut ohne Russland und Belarus, die nach dem 2022 von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine vom Weltverband IIHF suspendiert wurden, startet die WM am Freitagnachmittag in ihre Gruppenphase. Mit Schweden sowie den USA und Kanada bestehen dabei drei der vier Nationalteams, die erst im Februar zum 4-Nations-Turnier gegeneinander angetreten waren, nahezu ausschließlich aus NHL-Spielern. Einzig Finnland macht eine Ausnahme.
4-Nations-Gewinner Kanada geht dabei mit einer Ausnahmestellung ins Turnier. Mit Nathan MacKinnon, Sidney Crosby, Travis Konecny, Nummer-eins-Keeper Jordan Binnington und Travis Sanheim sind immerhin fünf Akteure des Siegerteams vom Jahresanfang auch bei der WM dabei. Insgesamt reisen die “Ahornblätter” mit einem herausragenden Kader an, der in dieser Besetzung exzellente Chancen selbst auf den Stanley-Cup-Gewinn haben dürfte.
Besonderheit: Der schon jetzt legendäre Goalie Marc-André Fleury (39) wird nicht nur nach der WM zurücktreten, sondern könnte bei seiner ersten WM als erster Torhüter überhaupt Mitglied im elitären Triple-Gold-Club werden.
Wer sind neben Kanada die Medaillenkandidaten?
Auch wenn Schweden und die USA ebenfalls mit nahezu vollen NHL-Kadern antreten: In Sachen Star-Spieler kommt vor allem das US-Team längst nicht an die Kanadier heran. Wie es schon häufig bei den Vereinigten Staaten bei WM-Turnieren zu sehen gewesen war, kommen dafür viele junge, aufstrebende NHL-Akteure zum Einsatz. Gleich zwölf Spieler im Kader sind 23 Jahre alt oder jünger, gleichbedeutend mit dem halben Kader.
Das sieht bei Schweden schon ein wenig anders aus, die Altersstruktur des Kaders entspricht eher dem der Kanadier. In Sachen Tiefe erlebte selbst ein Spieler wie der Nummer-eins-Keeper der Ottawa Senators, Linus Ullmark, vor dem Turnier sein blauen Wunder: Als er den Coaches erklärte, dass er durchaus gerne an der WM teilnehmen würde, erhielt er eine Absage. Man plane bereits mit drei anderen NHL-Torhütern.
Vorjahresfinalisten mit Außenseiterchancen
Wenn es eine Mannschaft schaffen könnte, den Kanadiern doch gefährlich werden zu können – zumal mit dem eigenen Publikum im Rücken – dann dürften dies Schweden um Verteidiger Rasmus Andersson oder den Stürmern Filip Forsberg, Lucas Raymond, Mika Zibanejad oder Jungstar Leo Carlsson sein. Dahinter wird es interessant. Die USA sind mit ihren NHL-Spieler natürlich heißer Kandidat auf Bronze. Aber Finnland, das seit 2011 nicht nur dreimal Weltmeister (2011, 2019, 2023) wurde, sondern drei weitere Male im Finale stand, bewies schon häufiger, auch mit weniger prominent besetzten Kadern erfolgreich sein zu können.
Und da sind ja auch noch die beiden Vorjahresfinalisten, der amtierende Weltmeister Tschechien und Vizeweltmeister Schweiz. Zwar ist Tschechien nicht mehr ganz so tief besetzt wie bei der Heim-WM 2024, mit Weltklasse-Torjäger David Pastrnak, Martin Necas und – anders als im letzten Jahr – auch Verteidiger Filip Hronek wird der Titelverteidiger dennoch von prominenten Spielern angeführt. Gleiches gilt für die Schweiz mit Nico Hischier und Timo Meier, wobei den Eidgenossen das Fehlen von Superstar-Verteidiger und Kapitän Roman Josi zweifellos schmerzen wird.
Will Deutschland wie 2023 mit dem Finaleinzug (2:5 gegen Kanada) und Silber wieder Großes schaffen, dann werden gerade die Gruppenspiele gegen Schweiz am Donnerstag (16.20 Uhr) kommender Woche und die Tschechen am Montag danach (19. Mai, 16.20 Uhr) von hoher Bedeutung sein, um mit einer möglichst guten Gruppenplatzierung Kanada oder Schweden im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen.
Heißes Duell ums Viertelfinale in Gruppe A
Die heißesten Kandidaten, um in der Gruppe A hinter Kanada, Schweden und Finnland die Viertelfinalteilnahme zu erreichen, sind die Slowakei und Lettland. Die Slowaken sind dabei in Sachen Talent – dank einer guten Entwicklung in den letzten Jahren – leichter Favorit vor den sich ein wenig im Umbruch befindenden Letten.
Wie für Frankreich, geht es in Gruppe A insbesondere für Aufsteiger Slowenien sowie in Gruppe B den zweiten Aufsteiger und deutschen Auftaktgegner Ungarn (Samstag, 16.20 Uhr) vor allem um den Klassenerhalt. Kasachstan, Norwegen und Gastgeber Dänemark müssen in Gruppe B auf Überraschungen gegen insbsondere Deutschland oder die Schweiz hoffen, um eine kleine Chance auf das Viertelfinale zu haben, dürfen zugleich aber gegen Ungarn nicht patzen. In einer ähnlichen Position befindet sich Österreich in Gruppe A mit den potenziellen Konkurrenten Slowakei und Lettland.
Apropos Aufsteiger: Der letztjährige Absteiger Großbritannien sowie Italien, das damit nach drei Jahren Abstinenz zurückkehrt, setzten sich bei der jüngst in Rumänien ausgetragenen B-WM als Erster und Zweiter durch und sind damit 2026 bei der WM in der Schweiz in Zürich und Fribourg zurück unter den 16 besten Nationen.