Meta Platforms beginnt Feldtests von “Community Notes”

“Wir erwarten, dass Community Notes weniger voreingenommen sein werden als die unabhängige Faktenprüfung, die sie ersetzen, weil es mehr Leuten mit mehr Gesichtspunkten erlaubt, Kontext beizusteuern.” So sucht Meta Platforms, den Umstieg weg von professionellen Faktenprüfern hin zu Anmerkungen zu begründen, die von zufällig ausgewählten Freiwilligen erstellt werden. Das sind Leute, die sonst selbst posten und/oder durch das Weiterverbreiten fremder Posts Metas Algorithmen unterstützen, aber in der Regel keine Qualifikation für Faktenrecherche haben.
Vorbild dafür sind die Community Notes des Mikroblogging-Dienstes X. Nutzer sollen fremde Beiträge in den Meta-Angeboten Facebook, Instagram und Threads durch Notizen ergänzen und so “Kontext” liefern. Die Anmerkungen dürfen nicht länger als 500 Zeichen sein und müssen einen Hyperlink auf eine Ressource enthalten, die die gemachte Anmerkung untermauern soll. Community Notes zu Reklame verbittet sich Meta allerdings.
Ein öffentlicher Feldtest beginnt am 18. März in den USA in sechs Sprachen: Englisch, Spanisch, Chinesisch, Vietnamesisch, Französisch und Portugiesisch. Die Autoren der einzelnen Community Notes bleiben vorerst Metas Geheimnis. Außerhalb der USA bezahlt Meta bis auf Weiteres noch professionelle Faktenprüfer für ausgewählte Sprachen.
X-Algorithmus entscheidet, was läuft
Welche Community Notes überhaupt veröffentlicht werden, entscheidet den Angaben zufolge ein Algorithmus, den Meta sich von X kopiert hat. Diesen Open-Source-Algorithmus möchte Meta schrittweise an eigene Vorstellungen anpassen. Das System zieht die Vorgeschichte eines Anmerkungs-Autors in Betracht und sucht nach Zustimmung anderer, die meist gegenteilige Auffassungen vertreten. “Das ist kein Mehrheitssystem”, betont Meta, “Unabhängig davon, wie viele einer Community Note beipflichten, wird sie nicht veröffentlicht, solange Leute, die normalerweise anderer Meinung sind, entscheiden, dass die Anmerkung hilfreichen Kontext bietet.”
Aber selbst wenn die Einschätzung einhellig ist, sollen sich die Community Notes nie auf die Verbreitung des ursprünglichen Beitrags in Metas Netzen auswirken. Selbst gefährlicher Unsinn, vor dem alle Autoren der Community Notes warnen, wird also nicht automatisch weniger Usern vorgesetzt.
Wer mitmachen darf
Wer Community Notes abfassen möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, ein mehr als sechs Monate altes Meta-Konto ohne Sperren haben, und entweder seine Telefonnummer verifiziert oder Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert haben. Solche Nutzer dürfen sich in eine Warteliste eintragen, auf der laut Meta derzeit 200.000 Personen stehen. Aus diesem Pool lädt Meta zufällig Ausgewählte zur Teilnahme am Feldversuch ein.
Beispiel für eine veröffentlichte Community Note
(Bild: Meta Platforms)
“Wir bauen dies öffentlich, während wir von den Beitragenden lernen und sehen, wie das in der Praxis mit unseren Produkten funktioniert”, sagt Meta, “Wir erwarten nicht, dass dieser Prozess perfekt sein wird.” Ausgehend von den gemachten Erfahrungen soll das Community-Notes-Programm mit der Zeit verbessert werden. Meta teilt mit, seine Faktenprüfer weltweit kündigen und sie durch die kostenlosen Community Notes zufälliger User ersetzen zu wollen.
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(ds)