RISC-V fürs Auto: Infineon kündigt Mikrocontroller mit neuen Rechenkernen an

Infineon setzt verstärkt auf die offene Prozessor-Befehlssatzarchitektur RISC-V. In den nächsten Jahren will der Hersteller unter dem Markennamen Aurix ein komplettes Mikrocontroller-Portfolio mit RISC-V-Technik auflegen – von Einsteigertypen bis zum High-End. Für die Fachmesse embedded world 2025 in Nürnberg kündigt Infineon einen virtuellen Prototyp eines Aurix-Mikrocontrollers an.

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Das ist ein wichtiger Meilenstein für die offengelegte Befehlssatzarchitektur, weil Infineon der größte europäische Chiphersteller ist sowie mit fast 29 Prozent Anteil im Markt der Automotive-Mikrocontroller führt.

Chips der Baureihe Infineon Aurix kommen auch in sicherheitskritischen Bereichen wie der Steuerung von Motoren, Bremsen und Stabilitätssystemen zum Einsatz. Bisher baut Infineon in seine Aurix-Chips die hauseigene TriCore-Technik ein. “In den kommenden Jahren” gesellen sich RISC-V-Kerne dazu. Den genauen Aufbau dieser Kerne verrät Infineon bisher nicht.

Außer den Aurix-Mikrocontrollern fertigt Infineon auch die Baureihen PSOC und Travego, letztere mit ARM-Cortex-Kernen.

Die Besonderheit von RISC-V ist die standardisierte und offengelegte Befehlssatzarchitektur (Instruction Set Architecture, ISA). Es geht also nicht um eine konkrete Mikroarchitektur, vielmehr gibt es zahlreiche unterschiedliche Implementierungen der RISC-V-ISA. Mikrocontroller nutzen bisher meistens die 32-Bit-Variante RV32, Mikroprozessoren hingegen die 64-Bit-Version RV64.

Infineon arbeitet mindestens schon seit 2020 an RISC-V-Technik, damals startete das Projekt Scale4Edge. 2023 gründete Infineon gemeinsam mit Bosch, NXP, Qualcomm und Nordic Semiconductor das Unternehmen Quintauris, um die RISC-V-Technik in Europa voranzutreiben.

Seit einigen Jahren wandelt sich die Automobilelektronik grundsätzlich. Es kommen immer mehr Sensoren und digitale (Assistenz-)Funktionen hinzu, die Automarken wollen zudem an per Software nachrüstbaren Optionen verdienen. Autos benötigen immer höhere Rechenleistungen und sind per Mobilfunk vernetzt, weshalb auch der Schutz gegen Cyberangriffe verstärkt werden muss. Dazu gehören auch zügige und sichere Software-Updates per Mobilfunk.

Diese Anforderungen lassen sich nur durch eine stärkere Zentralisierung der Fahrzeugelektronik mit vertretbaren Kosten unter einen Hut bringen. Es gibt also einen Trend, weniger Steuergeräte (Electronic Control Units, ECUs) einzubauen, dafür aber stärkere und komplexere sowie auch leistungsfähigere Bussysteme und Schnittstellen. Durch diesen Umbau der Automotive-Elektronik eröffnen sich Marktchancen für neue Chips.


(ciw)

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