USA planen Verbot: TikTok bringt seinen App-Ableger Lemon8 in Stellung

In den amerikanischen Download-Charts des Apple App Stores steht seit kurzem die App Lemon8 auf Platz zwei – sie ist ein direkter Ableger der Social Media-App TikTok, die in den USA kurz vor einem Verbot steht.
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Lemon8 wurde ebenfalls vom chinesischen Konzern Bytedance entwickelt und verwendet denselben Algorithmus wie TikTok. Auch die Benutzeroberfläche und die Funktionsweise ähneln dem groĂźen Vorbild: Es gibt eine “For you”-Startseite, auf der dem Nutzer massenhaft Kurzvideos vorgeschlagen werden, die potenziell interessant sein könnten. Allerdings gibt es auch Features, die an Instagram oder Pinterest erinnern, zum Beispiel die Möglichkeit, Bilder zu bearbeiten und zu teilen oder Collagen zu erstellen.
Wechsel zu Lemon8 ist einfach
Die vielen neuen Lemon8-Nutzer sind allerdings kein Zufall. Angesichts des Verbots lässt Bytedance offenbar TikTok und Lemon8 stärker zusammenwachsen, indem TikTok Nutzer die Möglichkeit haben, ihren Account inklusive Followern in Lemon8 zu übertragen, wenn sie sich dort mit ihren TikTok-Nutzerdaten einloggen. Laut dem Forbes Magazine rufen prominente TikTok-Nutzer mit viel Reichweite offenbar dazu auf, zu Lemon8 zu wechseln, beziehungsweise auch dort aktiv zu werden. In mindestens einem Fall war so ein Aufruf auch gesponsort, von wem, ist laut Forbes allerdings unklar.
Die groĂźe Hoffnung ist, dass die alternative Plattform auch nach dem 19. Januar, wenn das Verbot in Kraft treten könnte, weiter verfĂĽgbar sein könnte. Vertreter der US-Regierung bestreiten das aber. Wie Christopher Krepich, Kommunikationschef des House Committee on Energy and Commerce sagte dem Forbes Magazine, dass auch Lemon8 von dem Verbot betroffen sein wĂĽrde. Die republikanische US-Kongressabgeordnete Cathy McMorris sprach bei einer Kongressanhörung im März neben TikTok auch explizit von Lemon8 sowie von der Videobearbeitungs-App CapCut, bei denen das Risiko “ausländischer Einmischung und Manipulation” bestĂĽnde. Auch CapCut gehört zu ByteDance.
Verbot rückt immer näher
Nach dem im April in Kraft getretenen Gesetz muss die Video-App bis zum 19. Januar den Besitzer wechseln. Sonst soll sie aus den App-Stores in den USA verbannt werden und Zugang zu Infrastruktur verlieren.
Auf Antrag der Plattform will sich das Oberste Gericht näher mit dem Fall befassen. Für den 10. Januar ist eine Anhörung angesetzt. Die Richter wollen dabei der Frage nachgehen, ob das Gesetz zum Eigentümerwechsel das per Verfassung garantierte Recht auf Redefreiheit verletzt.
Präsident Joe Biden könnte die Frist für Tiktok noch um drei Monate verlängern – allerdings nur, wenn es aussichtsreiche Verkaufsverhandlungen gibt. Bisher weigerte sich Tiktok aber, einen Eigentümerwechsel überhaupt zu erwägen. Die App hat nach eigenen Angaben 170 Millionen Nutzer in den USA. Der designierte nächste US-Präsident Donald Trump hat sich beim obersten Gerichtshof gegen das TikTok-Verbot stark gemacht. In seiner ersten Amtszeit scheiterte er selbst mit einem Verbot, seinen Erfolg bei den vergangenen US-Wahlen führt er allerdings teilweise auch auf die App zurück.
(nen)